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Pressemitteilung |

Modellprojekt zum Bürokratieabbau in Kliniken

Pressemitteilung des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege:

Holetschek stellt Ergebnisse von Modellprojekt zum Bürokratieabbau in Kliniken vor - Bayerns Gesundheitsminister: Es konnten echte Erleichterungen im Arbeitsalltag der Beschäftigten geschaffen werden

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek hat am Mittwoch die Ergebnisse eines Modellprojekts zum „Bürokratieabbau in bayerischen Krankenhäusern“ vorgestellt. Holetschek betonte in München: „Es ist den Projektpartnern gelungen, echte Erleichterungen für die Beschäftigten im Arbeitsalltag zu schaffen. Sie haben auch einen konkreten Handlungsplan mit 10 Punkten erarbeitet.“

Der Minister fügte hinzu: „Die Bundesregierung sollte sich ein Beispiel an diesem Projekt nehmen, wie tatsächlich Bürokratie abgebaut werden kann. Wir müssen auf Dokumentationen und Mehrfachmeldungen von Daten verzichten, wenn sie nicht unbedingt gebraucht werden.“

Die Projektpartner sind der Medizinische Dienst Bayern, die Bayerische Krankenhausgesellschaft (BKG) und die AOK Bayern. Beteiligt war zudem der Beauftragte für Bürokratieabbau der Bayerischen Staatsregierung, Landtagsabgeordneter Walter Nussel. An der Pressekonferenz in München nahm auch der wissenschaftliche Leiter des Modellprojekts teil, Professor Andreas Beivers von der Hochschule Fresenius.

Holetschek erläuterte: „Bei dem Modellprojekt wurden alle rechtlichen Möglichkeiten genutzt, die wir auf Landesebene für den Bürokratieabbau haben. Einige der 10 Punkte gingen dank des engagierten und vertrauensvollen Zusammenwirkens der Projektpartner schon während der Projektlaufzeit in die Umsetzung.“

Die im Rahmen des Projekts durchgeführten Praxisworkshops mit den Krankenhausvertretern haben auch bestätigt, dass die Beschäftigten die umfangreichen Dokumentationsverpflichtungen als große Arbeitsbelastung ohne erkennbaren Mehrwert empfinden. In den Praxisworkshops haben die Krankenhäuser daher selbst Impulse für Verbesserungen gesetzt, für die die Projektpartner konkrete fachliche Lösungen erarbeitet haben. Ein zentrales Element ist die Vereinfachung der Arbeitsabläufe möglichst mit digitalen Lösungen. 

Hervorzuheben sind:

- Der Medizinische Dienst Bayern setzt bei Abrechnungsprüfungen von Krankenhäusern noch stärker auf den digitalen Dialog. Die Nutzung des sogenannten „Leistungserbringer-Portals“ (LE-Portal) wird künftig einen effizienten elektronischen Datenaustausch zwischen Kliniken und den Medizinischen Diensten ermöglichen. Darüber hinaus stellt die Etablierung von Video-Begehungen in den Krankenhäusern in Zukunft einen weiteren, aufwandsärmeren digitalen Kontakt zu den Krankenhäusern her. Dieser kann u.a. helfen, dass Missverständnisse zu den vorliegenden Unterlagen schneller ausgeräumt werden, und verhindert so unnötigen Mehraufwand.

- Der Medizinische Dienst Bayern kündigt die Prüfzeiträume der turnusgemäßen Strukturprüfungen von Krankenhäusern frühzeitig an und gestaltet die Prüfungen möglichst aufwandsarm. Bei den bundesrechtlich vorgegebenen Strukturprüfungen wird aufwendig überprüft, ob bestimmte strukturelle Gegebenheiten für das Angebot von Leistungen durch das Krankenhaus erfüllt sind. Durch einen größeren zeitlichen Vorlauf können die Krankenhäuser intern besser planen.

- In den vier Schlaganfall-Netzwerkzentren in Bayern wird bereits im laufenden Jahr nur noch eine einmalige Strukturprüfung von definierten Unterlagen durchgeführt. Durch die Einigung zwischen Medizinischem Dienst Bayern und BKG entfällt die Vorlagepflicht bei diesen Unterlagen für sämtliche Satellitenkliniken, die mit den Netzwerkzentren verbunden sind.

- Es wurde erstmals ein Muster-Verhandlungsprozess für die Vereinbarung von Zusatzentgelten für einige Neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden (sog. NUB) als Empfehlung abgestimmt, an der sich Krankenhäuser und Krankenkassen bei Budgetverhandlungen orientieren können. Der Aufwand bei Budgetverhandlungen kann dadurch spürbar reduziert werden.

- Die Krankenhäuser selber stärken die Digitalisierung und Automatisierung mit Hilfe der Fördergelder aus dem Krankenhauszukunftsfonds (KHZG) und arbeiten dabei im Sinne der Effizienz und gemeinsamen Patientenorientierung zusammen, beispielsweise bei der gemeinschaftlichen Ausschreibung des Patientenportals für 110 Krankenhäuser in Bayern. Außerdem startet in diesem September nach umfassender Vorarbeit die von der BKG initiierte Klinik IT Genossenschaft, um durch Kooperationen im IT-Bereich der Krankenhäuser in Bayern die Kräfte bündeln zu können.

- Die Projektpartner haben zugesagt, im jeweiligen Zuständigkeitsbereich – also beim Medizinischen Dienst, bei den gesetzlichen Krankenkassen und bei den Krankenhäusern selbst – für mehr Bewusstsein bezüglich nicht zwingend erforderlicher Dokumentationen, Strukturprüfungen und Qualitätskontrollen zu werben. Auf Basis der geschaffenen Vertrauensgrundlage wollen die Projektpartner auch weitere Optimierungsmöglichkeiten prüfen, etwa beim Einweisungs- und Entlassmanagement.

Der Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft e.V, Roland Engehausen, betonte: „Wir sind sehr dankbar für diese sehr praktische Initiative zur Entbürokratisierung in Bayern auf Initiative von Staatsminister Holetschek und dem Medizinischen Dienst, den wir ebenso wie die Krankenkassen als Partner im Gesundheitswesen ansehen. Wir zeigen in den Kliniken, dass wir selber Verantwortung zum Abbau von Bürokratie übernehmen und lösungsorientiert sind. Wir freuen uns, dass dies auch beim Medizinischen Dienst und der AOK als beteiligte Krankenkasse der Fall ist. Die guten Ideen müssen nun mit Leben gefüllt werden. Unverständlich ist dagegen aus unserer Sicht, warum es das Bundesgesundheitsministerium bisher versäumt hat, Vorschläge aus dem Gesundheitsbereich zum Bürokratieentlastungsgesetz beizutragen. Es gibt genügend Handlungsfelder im Bund, die aus unserer Sicht angepackt werden müssen, z.B. die Abschaffung nicht erforderlicher DEMIS-Bettenmeldungen am Wochenende und die Schaffung einer bundesgesetzlichen Grundlage für einen verbindlichen Datenkranz, aus dem die unterschiedlichen Datenanforderungen der jeweiligen öffentlichen Stellen automatisiert erstellt werden können.“

Dr. Christine Adolph, stellvertretende Vorstandsvorsitzende vom Medizinischen Dienst Bayern ergänzte: „Bereits seit vielen Jahren sind wir mit den bayerischen Krankenhäusern im stetigen Austausch, um die Prüfungen für alle Beteiligten möglichst aufwandsarm und effizient zu gestalten. Das Leistungserbringer-Portal ermöglicht zukünftig den vollständig digitalen Austausch aller Daten sowie Dokumente und erleichtert somit die Kommunikation zwischen den Krankenhäusern und dem Medizinischen Dienst.“

Dr. Tobias Hermann, Geschäftsbereichsleiter Stationäre Versorgung der AOK Bayern, führte aus: „Abbau von Bürokratie ist auch für die Krankenkassen als Kostenträger ein großes Anliegen. In enger Zusammenarbeit zwischen der Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassen in Bayern und der BKG konnte nun mit einem Muster-Verhandlungsprozess für 2023 eine sehr gute Basis geschaffen werden, um die Einzelverhandlungen in die Kliniken deutlich zu beschleunigen und so einfacher zu gestalten.“

Der Beauftragte für Bürokratieabbau der Bayerischen Staatsregierung, Landtagsabgeordneter Walter Nussel, unterstrich: „Bayern ist beim Bürokratieabbau federführend. Die Beleuchtung komplexer bürokratischer Hürden aus der Praxis heraus ist der richtige Weg. So können gemeinsam zielführende Lösungen umgesetzt werden. Ich danke unserem Bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek für die herausragende Zusammenarbeit.“

Prof. Andreas Beivers, Wissenschaftlicher Projektleiter betonte: „Dokumentationsverpflichtungen und bürokratische Vorgaben sind kein Selbstzweck: Sie müssen für die Patientinnen und Patienten, sowie für das Gesundheitssystem insgesamt mehr Nutzen stiften als Aufwand hervorrufen. Hier ist es in den letzten Jahren zu einer dramatischen Schieflage gekommen. Daher besteht dringender Handlungsbedarf. Im Rahmen des Modellprojektes hat sich aber gezeigt: Selbst bei einem begrenzten Aktionsradius des gesetzlich Machbaren kann – wie im Freistaat Bayern geschehen – durch einen strukturierten Dialog mit den Akteuren, einem ‚Praxischeck‘ mit den Vor-Ort-Aktiven ebenso wie mit der Etablierung einer Vertrauenskultur viel erreicht werden. Dafür bin ich allen Beteiligten sehr dankbar!“

Minister Holetschek sagte: „Ich danke ausdrücklich den teilnehmenden Krankenhäusern und den Projektpartnern. Sie haben sich intensiv engagiert, Probleme analysiert, Vorschläge eingebracht und konkrete fachliche Lösungen erarbeitet. Das Modellprojekt hat uns in Bayern ein gutes Stück beim Abbau von entbehrlicher Bürokratie nach vorne gebracht – und ich hoffe, dass die Beschäftigten in den bayerischen Krankenhäusern die Erleichterungen spüren. 

Im Zuge des Modellprojekts „Bürokratieabbau in bayerischen Kliniken“ fanden von März 2023 bis Juli 2023 sechs Sitzungen und Praxisworkshops sowie eine Vielzahl von Fachgesprächen mit 16 ausgewählten Krankenhäusern statt. Ziel des Modellprojekts war es, praktikable Maßnahmen zu identifizieren, durch die die Bürokratie in den bayerischen Krankenhäusern abgebaut werden kann. Den Ergebnisbericht zum Modellprojekt „Bürokratieabbau in bayerischen Kliniken“ und alle

Hier finden Sie den 10-Punkte Handlungsplan.

Über diesen Link gelangen Sie direkt zur Pressemeldung des Staatsministeriums.

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